Ski-Alpin-Auftakt in Sölden: Anton Grammel knackt halbe Olympia-Norm – vier Deutsche im Finale
Posted on Nov 16, 2025 by Leopold Königsmann
Der Winter hat in Sölden begonnen – und mit ihm die Olympia-Jagd. Bei der Giant Slalom-Weltcup-Eröffnung in Sölden Sölden am 26. und 27. Oktober 2024 rückte der Deutscher Skiverband (DSV) einen Schritt näher an die Olympischen Winterspiele 2026 Norditalien . Der 27-Jährige Anton Grammel landete mit Platz 11 in der Herren-Großslalom-Disziplin knapp außerhalb der Top 10 – doch erfüllte damit die erste Hälfte der Olympia-Qualifikationsnorm. Ein Ergebnis, das nicht nur ihm, sondern dem ganzen deutschen Team neuen Mut gibt.
Ein seltenes Quartett im Finale
Was in Sölden passierte, ist kein Zufall – es ist eine Seltenheit. Vier deutsche Skifahrer schafften es in das Endlauf-Feld: Grammel, Fabian Gratz, Jonas Stockinger und – am Vortag – Lena Dürr. So viele Deutsche gleichzeitig im Finale eines Weltcup-Rennens? Letztmalig geschah das im Januar 2024 in Schladming, vorher erst vor zwei Jahrzehnten. Das ist kein Zufall. Es ist der Beweis, dass die Sommertrainingslager in Österreich und Südtirol Früchte tragen. "Richtig cool, das bestätigt, was wir im Sommer gemacht haben", sagte Grammel danach. Ein Satz, der mehr sagt als viele lange Interviews: Endlich fühlt sich die Mannschaft wieder auf einem Niveau, das mit den Weltspitzen mithalten kann.
Die Olympia-Norm: Halbwegs gut, aber noch nicht genug
Die Qualifikationsregeln für die Olympischen Winterspiele 2026 Norditalien sind streng: Ein Athlet braucht entweder einen Einzelsieg unter den ersten Acht – oder zwei Top-15-Platzierungen. Grammel und die 33-jährige Lena Dürr (Platz 14 am Vortag) haben jetzt jeweils eine dieser beiden Hürden genommen. Halbwegs geschafft. Aber das ist kein Grund zur Entspannung – es ist der Startschuss für die zweite Hälfte. "Ich glaube, das war halbwegs in Ordnung, jetzt bin ich etwas beruhigter", sagte Grammel. Beruhigt? Ja. Aber nicht ausgeruht. In den nächsten Monaten geht es um zwei weitere Top-15-Plätze – oder einen einzigen, der unter die ersten Acht reicht.
Gratz, Stockinger & die anderen: Der nächste Schritt
Während Grammel und Dürr die Norm erfüllten, war Fabian Gratz (28) aus Niedersachsen der große Überraschungsträger. Mit dem viertbesten Laufzeit im zweiten Durchgang kletterte er von Platz 27 auf 17 – sein bestes Weltcup-Ergebnis überhaupt. Eine Leistung, die ihn fast in die Olympia-Halbzeitzone katapultierte. Nur 0,07 Sekunden fehlten ihm zum Top-15-Kriterium. Jonas Stockinger (19.) kam mit seinem zweitbesten Ergebnis ebenfalls knapp vorbei. Beide zeigen: Der deutsche Männerkader ist nicht nur breiter geworden – er ist auch schneller. Der DSV hat für die Saison 2025/26 insgesamt 15 Männer nominiert: von Romed Baumann bis Anton Tremmel. Kein Name ist mehr ein Unbekannter. Alle haben jetzt einen klaren Auftrag: Zwei Top-15-Plätze bis Februar 2026.
Die Konkurrenz: Wer dominiert? Wer verletzt ist?
Während die Deutschen noch zählen, wie viele Zehntel sie verpasst haben, feiern andere. Der Schweizer Marco Odermatt gewann 2024/25 seinen vierten Weltcup-Titel in Folge – und holte sich auch die Disziplinenweltmeisterschaften im Super-G und Riesenslalom. Die Schweizer waren auch bei der WM 2025 in Saalbach Saalbach-Hinterglemm dominant: Raphael Haaser siegte im Riesenslalom, Tumler und Meillard folgten. Doch die Italiener, die als Gastgeber von Olympia 2026 Norditalien alles geben, haben mit Federica Brignone einen großen Rückschlag erlitten. Die 30-Jährige, mit zehn Weltcupsiegen und drei Kugeln aus der vergangenen Saison, kämpft nach einem schweren Knie-Riss um ihre Olympia-Teilnahme. Ihre Rückkehr bleibt unsicher – und das macht die italienische Mannschaft verwundbar.
Was kommt als Nächstes? Die nächsten Prüfsteine
Die nächste große Hürde: der Riesenslalom in Beaver Creek (USA) am 14. Dezember 2024. Dann folgt der Weltcup in Val d’Isère, der Kandahar-Abfahrt in Garmisch-Partenkirchen und schließlich der erste Riesenslalom in Kranjska Gora, Slowenien, im Januar 2025. Jeder dieser Rennen ist ein Chance – und ein Risiko. Denn wer bis Ende Januar 2025 keine zweite Top-15-Platzierung vorweisen kann, muss mit der WM-Qualifikation kämpfen – und das ist eine andere Liga. Der DSV hat bereits angekündigt, dass die Auswahl für die Olympia-Teilnehmer bis Ende Januar 2026 finalisiert wird. Bis dahin bleibt alles offen. Aber eines ist klar: Die Deutschen sind wieder im Rennen. Nicht als Außenseiter. Sondern als Konkurrenten.
Die Frauen: Dürr, Aicher & die neuen Hoffnungen
Auf der weiblichen Seite hat Lena Dürr mit ihrem 14. Platz die Hoffnung aufrechterhalten – aber sie ist nicht allein. Mit Emma Aicher (22), Fabiana Dorigo (24) und Kira Weidle-Winkelmann (30) hat der DSV eine neue Generation im Kader. Jessica Hilzinger (21) hingegen kämpft noch um ihre erste Top-20-Platzierung. Der Frauenkader ist jünger, dynamischer – aber weniger erfahren als der der Männer. Die Frage lautet: Kann einer von ihnen bis Februar 2026 zwei Top-15-Plätze erzielen? Oder wird Dürr wieder die einzige sein, die die Norm erfüllt? Die Antwort liegt in den nächsten drei Monaten – und in der Fähigkeit, unter Druck zu laufen.
Frequently Asked Questions
Wie viele Deutsche können sich für Olympia 2026 qualifizieren?
Pro Disziplin dürfen maximal vier Athleten pro Land starten. Der DSV hat insgesamt 15 Männer und fünf Frauen für die Saison 2025/26 nominiert. Um die Olympia-Norm zu erfüllen, braucht jeder Athlet entweder einen Top-8-Platz oder zwei Top-15-Plätze. Bislang haben nur Anton Grammel und Lena Dürr jeweils einen dieser Punkte erreicht. Die endgültige Auswahl erfolgt bis Ende Januar 2026 – danach ist kein Wechsel mehr möglich.
Warum ist Sölden so wichtig für die Olympia-Qualifikation?
Sölden ist traditionell der erste Weltcup-Riesenslalom der Saison und oft entscheidend für die Formfindung. Die Piste ist technisch anspruchsvoll, ähnlich wie viele Olympia-Strecken in Norditalien. Ein gutes Ergebnis hier gibt nicht nur Punkte, sondern auch mentale Sicherheit. Grammels 11. Platz war das beste deutsche Ergebnis seit 2022 – und damit ein klares Signal: Wir sind wieder konkurrenzfähig.
Welche Rolle spielt Marco Odermatt für die deutschen Skifahrer?
Odermatt ist die Referenzgröße. Er gewann 2024/25 alle drei Disziplinenweltcups (Super-G, Riesenslalom, Abfahrt) und den Gesamtweltcup. Seine Konstanz zwingt deutsche Athleten, ihre Trainingsmethoden zu hinterfragen. Grammel und Gratz haben in den Sommertrainings bewusst Odermatts Lauftechnik analysiert – besonders die Körperspannung im Bogen. Wer ihn schlagen will, muss nicht schneller sein – sondern effizienter.
Warum ist die Verletzung von Federica Brignone ein Wendepunkt?
Brignone war die einzige Athletin, die in allen drei Disziplinen (Abfahrt, Riesenslalom, Super-G) Weltcupsiege feiern konnte. Ihr Ausfall schwächt die italienische Mannschaft massiv – und öffnet Platz für andere. Für die Deutschen bedeutet das: Der Wettbewerb ist nicht mehr nur gegen die Schweizer und Österreicher, sondern auch gegen eine geschwächte Heimmannschaft. Das könnte entscheidend sein, wenn es um die letzten Startplätze geht.