George Best ist tot: Der geniale Fußballer, der sein Leben verprasste

26November
George Best ist tot: Der geniale Fußballer, der sein Leben verprasste

Am 25. November 2005 starb George Best im Cromwell Hospital in London – nicht an einem Treffer im Stadion, sondern an den Folgen eines Lebens, das zu schnell, zu laut und zu viel verbrauchte. Der nordirische Fußballgenie, einst der strahlendste Stern des Manchester United, erlag mit 59 Jahren einer Nierenentzündung, ausgelöst durch die Nebenwirkungen der Immunsuppressiva nach seiner Lebertransplantation. Sein Tod war kein plötzlicher Unfall, sondern das Ende eines langen, öffentlichen Absturzes – und ein bitterer Abschied von einem Spieler, der die Welt mit Ball und Charisma verzauberte, aber nicht mit sich selbst.

Der Junge aus Belfast, der die Welt bewegte

George Best war nicht nur ein Spieler. Er war ein Phänomen. Mit 17 Jahren debütierte er bei Manchester United, mit 20 war er Weltstar. In 466 Pflichtspielen erzielte er 178 Tore – eine Zahl, die bis heute als Legende gilt. Seine dribbelnden Aktionen, die wie Tanzschritte wirkten, machten ihn zum ersten Fußball-Idol des Fernsehzeitalters. Der damalige Trainer Alex Ferguson nannte ihn später den "besten britischen Fußballer von allen". Und doch: Best war nicht nur der schnellste, er war auch der verwundbarste. Seine Begabung war so groß, dass sie fast alles übertraf – außer seine eigenen Demons.

Alkohol, Frauen, Autos – und der Rest wurde verprasst

"Ich habe eine Menge Geld für Alkohol, Weiber und schnelle Autos ausgegeben – den Rest habe ich verprasst." Dieser Satz, der in Zeitungen von London bis Belfast zitiert wurde, ist nicht nur Zitat, er ist sein Lebensmotto. Best lebte in einer Welt aus Luxuskarossen, teuren Hotels und nächtlichen Ausflügen, die oft mit Polizeieinsätzen endeten. Einmal lagen 20.000 Pfund bar auf dem Bett, neben einer Miss-Wahl-Gewinnerin – so beschrieb es die Presse. Er war der erste Fußballer, der als Medienstar galt, nicht nur als Athlet. Doch diese Faszination hatte einen Schatten: Sein Alkoholismus wurde zur öffentlichen Krankheit. Trainer Tommy Docherty suspendierte ihn 1972, weil er betrunken zum Training erschien, Spiele schwänzte und tagelang unauffindbar war. Seine Karriere endete mit 27 – ein Alter, in dem andere Spieler ihre Höhepunkte erreichten.

Ein Verein, der mit ihm unterging

Bests Absturz war nicht nur sein eigener. Er war ein Symbol. Mit ihm brach die Ära von Manchester United zusammen. Nach seiner Abwesenheit verlor der Verein seine Seele. Die Fans verloren den Glauben. Die Mannschaft sank – bis 1974 in die zweite Liga. Die Verbindung zwischen Best und dem Erfolg des Clubs war so eng, dass sein Verschwinden wie ein Riss durch die Identität des Vereins ging. Es dauerte Jahrzehnte, bis Manchester United wieder zu den Großen zurückfand. Best war nicht der einzige Grund – aber er war der sichtbarste. Und während der Verein langsam wieder aufstand, sank er weiter.

Ein Leben nach dem Spiel – und die Strafen des Alkohols

Nach dem Karriereende wurde es nur noch schlimmer. 1984 saß er im Gefängnis, weil er betrunken Auto fuhr und einen Polizisten beschimpfte. Fernsehauftritte wurden zu Alkohol-Showdowns. Frauen wurden verprügelt. Die Presse dokumentierte jede Episode – mit Mitleid, aber auch mit Entsetzen. Selbst eine Lebertransplantation im Jahr 2002, eine letzte Chance, brachte ihn nicht zur Besinnung. Er trank weiter. Im Juni 2005, nur Monate vor seinem Tod, wurde er verhaftet, weil er ein 13-jähriges Mädchen belästigt haben soll. Die Vorwürfe wurden später fallengelassen – aber das Bild blieb: ein Mann, der sich selbst nicht mehr retten konnte.

Ein letztes Spiel – und die Liebe der Fans

Doch die Menschen liebten ihn trotzdem. Im Jahr 1988, als er drohte, bankrott zu gehen, organisierten Freunde ein Testimonial-Spiel im Windsor Park in Belfast. Über 30.000 Menschen kamen. Sie kamen nicht, um ihn zu richten. Sie kamen, um ihm zu danken. Er spielte, lachte, tanzte – und die Menge sang seinen Namen. In diesem Moment war er wieder der George Best, den die Welt liebte: charmant, schlagfertig, unvergleichlich. Die Spenden retteten ihn finanziell – aber nicht seelisch.

Warum er uns bis heute berührt

George Best war kein Held. Er war kein Vorbild. Aber er war ein Mensch – und zwar in seiner ganzen, zerbrechlichen Größe. Seine Geschichte ist nicht nur die eines Fußballers. Sie ist die eines Künstlers, der seine Leidenschaft mit Selbstzerstörung verwechselte. Er erinnert uns daran, dass Talente nicht immun gegen Schwächen sind. Dass Berühmtheit nicht Heilung bedeutet. Und dass die größten Spieler manchmal die tiefsten Wunden tragen. Sein Tod war kein Ende – sondern eine Mahnung. An uns, an die Medien, an den Sport. Wie viel von uns selbst steckt in der Faszination für Menschen, die sich selbst zerstören?

Frequently Asked Questions

Warum wurde George Best trotz seiner Probleme so verehrt?

Weil er auf dem Platz etwas tat, was niemand sonst konnte: Er machte Fußball zur Kunst. Seine Dribblings, seine Geschwindigkeit, sein Mut – das war pure Magie. Und trotz seiner Skandale blieb er authentisch, schlagfertig und menschlich. Die Fans sahen nicht nur den Spieler, sondern den Menschen mit allen Fehlern – und liebten ihn trotzdem.

Wie hat sein Alkoholismus den Manchester United beeinflusst?

Bests Abwesenheit und sein Verhalten führten zu einem Verlust der Teamkultur. Als der Star nicht mehr vorbildlich war, sank die Disziplin. Die Mannschaft verlor ihre Identität, die Fans das Vertrauen. Bis 1974 stieg United in die zweite Liga ab – ein historischer Tiefpunkt, der nicht nur auf Trainerwechsel zurückzuführen war, sondern auch auf den Verlust von Bests Anführerqualitäten.

Warum wurde seine Lebertransplantation nicht erfolgreich?

Die Transplantation 2002 war medizinisch erfolgreich – doch Best trank weiter. Alkohol schädigt die Leber massiv, und die Immunsuppressiva, die er nach der Operation nehmen musste, machten ihn anfälliger für Infektionen. Sein fortgesetzter Konsum führte letztlich zu einer Nierenentzündung, die seinen Körper nicht mehr überlebte – ein tragisches Beispiel dafür, dass Medizin allein nicht heilt, wenn der Patient nicht bereit ist, sich zu ändern.

Gab es eine Chance, ihn zu retten?

Vielleicht. Aber niemand konnte ihn zwingen, aufzuhören. Seine Freunde, Ärzte und sogar seine Familie versuchten es immer wieder – doch seine Selbstzerstörung war tief verwurzelt. Er war kein Opfer, er war ein Akteur – und er genoss den Ruhm, den sein Leben auch in der Tragik erzeugte. Die wahre Tragödie liegt nicht im Tod, sondern in der Tatsache, dass er nie lernte, sich selbst zu lieben – ohne Alkohol, ohne Aufmerksamkeit.

Wie wird George Best heute erinnert?

In Manchester steht eine Statue vor dem Old Trafford, und jedes Jahr wird sein Name bei Gedenkspielen genannt. Die Fans singen noch immer: "George Best, George Best, the best there ever was." Er ist kein Idol mehr – sondern ein Mythos. Ein Symbol dafür, dass die größten Talente manchmal die schwersten Kämpfe führen – und dass die Welt sie trotzdem nicht vergisst.